Mineralöl im Essen

Deutschland hat eine sehr hohe Recyclingquote bei der Altpapierverwertung –
aus Umweltschutzgründen eine begrüßenswerte Entwicklung! Doch zugleich ist damit ein massives Problem entstanden, das dringend einer Lösung bedarf.

Während Hygienepapiere wie Toilettenpapiere im Recyclingverfahren diverse Reinigungsprozesse durchlaufen, gilt dies für Lebensmittelverpackungen häufig nicht. Ein Kuriosum, müsste es doch aus gesundheitlichen Gründen umgekehrt sein: Recyclingverpackungen können Rückstände in Lebensmitteln verursachen!
Reis, Backmischungen, Semmelbrösel oder Popkorn für die Mikrowelle werden in Kartonverpackungen angeboten, die oft deutlich zu hohe Mineralölanteile enthalten. Diese Mineralölgemische, die z. B. aus Druckfarben von Zeitungen oder anderen Kartonverpackungen stammen, gehen in die Lebensmittel über. Je länger sie gelagert werden, umso mehr. Mineralöle können negative Langzeitwirkungen im Körper haben und treiben den Experten die Sorgenfalten ins Gesicht. So können in der Leber, in Lymphknoten oder in den Herzklappen Entzündungen ausgelöst werden, ein Krebsrisiko ist nicht auszuschließen.

Lebensmittelindustrie und Wissenschaftler arbeiten seit mindestens einem Jahr massiv an dem Problem. Doch die Mühlen mahlen noch zu langsam. Den Verbrauchern kann nicht länger zugemutet werden, die eigene Gesundheit durch belastetes Verpackungsmaterial zu gefährden!

  • Ein erster Schritt ist endlich getan worden: Giftige Farben sollen von Lebensmittelverpackungen verbannt werden.
  • Aber das reicht noch nicht. Zur Problemvermeidung gehört auch das Verbot von Mineralöl in Druckfarben bei Zeitungen und deren Ersatz durch unschädliche Farben.
  • Lebensmittel, die besonders viel Mineralöl aufnehmen, sollten vorübergehend nur noch mit Innenbeutel als Barrierematerial (PET oder Aluminium) oder aus Frischfasern angeboten werden. Dazu gehören insbesondere trockene Produkte mit großer Oberfläche. Doch ist die Verpackungsart von außen kaum zu erkennen.
  • Überdies fehlen in Deutschland Untersuchungskapazitäten, sie müssen dringend aufgebaut werden. Hier ist insbesondere das Bundesinstitut für Risikobewertung gefragt. Ein Grenzwert auf ein Maß unterhalb der chemischen Nachweisgrenze sollte möglichst umgehend erlassen werden – der gesundheitliche Verbraucherschutz darf nicht hinter den Umweltschutzinteressen zurückstehen!
  • Konkrete Messergebnisse gibt es bisher kaum, bei einer Untersuchung der Stiftung Warentest (11/2010) enthielt z. B. eine Portion Kartoffelknödel von Pfanni 0,54 mg und von Norma Norma 0,6 mg. Damit ist die Grenze für eine täglich tolerierbare Aufnahmemenge für Erwachsene schon erreicht. Die Zeitschrift ÖkoTest untersuchte Reis (9/2010), belastet waren alle Reissorten in Pappkartons, die Testergebnisse liegen in den Verbraucherzentralen vor.

Fragen und Antworten des BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) zu Mineralöl-Übergängen aus Verpackungsmaterialien auf Lebensmittel

Beitrag zum Thema von Plusminus (2.11.2010)

Die acht wichtigsten Verbrauchertipps: So können sie sich schützen!

Beim Einkaufen

  • Recyclingkartons sind dunkel: Je dunkler ein Karton, desto höher ist normalerweise der Recyclinganteil. Sehr helle Pappen oder Papierbeutel sind meistens aus Frischfaser, von ihnen geht kein Risiko aus. Einzige Ausnahme: Wenn sie mit belasteten Farben bedruckt worden sind, diese sollen jedoch in Kürze verboten werden.
  • Keine Lebensmittel aus Wellpappenkartons kaufen: Teilweise werden Lebensmittel im Supermarktregal neben der eigentlichen Verpackung noch zusätzlich in Wellpappe-Kartons angeboten (meistens geöffnete Transportkartons). Auch aus diesen Pappen, die immer aus Recyclingfasern hergestellt werden, können Mineralölrückstände in die Lebensmittel gelangen. Solange es keine „sauberen“ Wellpappen gibt, sollte dieses zusätzliche Risiko vermieden werden.

Beim Kochen

  • Auftauen ohne Verpackung: Beim Auftauen von Tiefkühlware aus Recyclingkartons, z.B. Gebäck, Fertiggerichte, Obst oder Gemüse, entnehmen Sie diese in gefrorenem Zustand aus der Verpackung und lassen Sie diese ohne den Recyclingkarton im Kühlschrank auftauen.
  • Kochen senkt das Risiko: Beim Kochen geht ein Teil des angereicherten Mineralöls mit dem Wasserdampf verloren. Wie hoch dieser Anteil ist, ist noch unbekannt.

Beim Lagern im Haushalt

  • Trockene Lebensmittel umfüllen: Wenn Sie Lebensmittel mit großer Oberfläche, z.B. Reis, Gries oder Frühstückscerealien, länger lagern wollen, füllen Sie diese am besten gleich nach dem Einkauf in Vorratsdosen um. Dies gilt ganz besonders, wenn der Inhalt direkt mit dem Karton in Kontakt kommt, also kein Innenbeutel vorhanden ist. Denn grundsätzlich gilt: Je länger die Lagerzeit, um so mehr Rückstände gehen in die Lebensmittel über.
  • Aluminium ist die wirksamste Barriere: Säuglingsnahrung ist fast immer durch Innenbeutel geschützt. Aluminiumbeutel stellen die wirksamste Barriere gegen das Ausgasen dar.
  • Entwarnung bei Tiefkühlkost: Während der Lagerung in der Tiefkühltruhe findet kein Mineralölübergang statt.
  • Alle Innenbeutel bieten Schutz: Sie stellen eine Barriere für Mineralölübergänge dar, auch Papier. Die besten Wirkungen erzielen jedoch Aluminium- oder PET-Beutel. Da Aluminium aus ökologischen Gründen sehr bedenklich ist, können diese Beutel nur eine vorübergehende Lösung sein, bis die Recyclingkartons wieder sauberer geworden sind.

Quelle: vbz Hamburg