Italien macht Druck

Die Regierung Berlusconi verschärft den Druck auf Brasilien, um den scheidenden brasilianischen Präsidenten Ignacio „Lula“ da Silva zur Auslieferung des ehemaligen Linksextremisten Cesare Battisti in seine Heimat zu bewegen.
Der brasilianische Präsident sollte noch am (heutigen) Freitag bekanntgeben, ob der von Italien wegen vierfachen Mordes gesuchte Battisti nach Italien ausgeliefert werden soll. „Die italienische Regierung wird alle notwendigen Maßnahmen prüfen, damit das bilaterale Auslieferungsabkommen respektiert wird“, warnte der italienische Außenminister Franco Frattini.

Brasilianische Medien hatten in den vergangenen Tagen berichtet, dass sich Präsident Lula schon gegen die Auslieferung Battistis entschieden habe. Verteidigungsminister Ignazio La Russa erklärte sich bereit, „Boykott-Initiativen“ gegen Brasilien zu unterstützen, sollte das südamerikanische Land Battisti nicht ausliefern.

In einem Schreiben der Regierung Berlusconi warnte das Kabinett vor Lulas möglichem Beschluss, Battisti nicht auszuliefern. „Die italienische Regierung hat sich in den letzten eineinhalb Jahren mit der Unterstützung aller politischen Kräfte engagiert, um die Auslieferung Battistis zu erreichen, dem mehrfachen Mörder, der letztinstanzlich in Italien verurteilt worden ist. Einigen Informationen ist zu entnehmen, dass Präsident Lula der Auslieferung nicht zustimmen wird. In diesem Fall würde die italienische Regierung diesen Beschluss als absolut unbegreiflich und inakzeptabel werten. Lula müsste nicht nur der Regierung in Rom, sondern allen Italienern und den Familien von Battistis Opfern seine Entscheidung erklären.“

Entrüstet zeigte sich auch Alberto Torregiani, Sohn eines 1979 in Mailand getöteten Juweliers, für dessen Ermordung Battisti bereits verurteilt ist. Der damals 15-jährige Torregiani war bei dem Überfall auf das Juweliergeschäft seines Vaters anwesend, wurde angeschossen und ist seitdem querschnittgelähmt. Er appellierte an die Regierung Berlusconi, eine diplomatische Krise mit Brasilien auszulösen, sollte sich Lula gegen Battistis Auslieferung wehren.

Als Anführer der Gruppe „Bewaffnete Proletarier für den Kommunismus“ soll Battisti Ende der 1970er Jahre vier Morde in Italien begangen haben, was er aber vehement bestreitet. 1993 war er in Italien in Abwesenheit zu zweimal lebenslänglich verurteilt worden.