Die Hermann Lange Straße in Papenburg, war der Namensgeber der Lübecker Priester oder der Prof. Lange, der Jesuit? In der Diskussion mit Thomas Friese, Immobilienexperte aus Oldenburg und Berlin.
Die Hermann Lange Straße in Papenburg/Ems zeigt beispielhaft die Vorteile von genossenschaftlichem Bauen, weil dort seit Ende der fünfziger Jahre Genossenschaftswohnungen stehen. Die große Besonderheit ist, dass es sich zwar um Privateigentum der Gemeinschaft handelt, jedoch nicht um Individualeigentum an den bewohnten Wohnungen der Mitglieder der Genossenschaft. Es handelt sich also um Kollektiveigentum. Die Beteiligung der Mitglieder der Genossenschaft steht nicht so sehr als finanzielles Anlageinstrument im Raum, sondern ist das Nutzungsrecht für den Wohnraum. Die Anordnung und Gestaltung der Straße kann als vorbildlich für eine genossenschaftliche Bebauung in Norddeutschland gelten.
Namensgeber gesucht – wer war Hermann Lange?
Hermann Lange gibt es viele, wie den Dipl. Ing. aus Papenburg, dessen Geburtshaus am Hauptkanal 88 in Papenburg steht (also in unmittelbarer Nähe) oder der Hermann Lange, welcher 1943 als katholischer Priester hingerichtet wurde wegen seines Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Dessen Schwester wiederum war Gesellschafterin der Johann Bunte Bauunternehmung, welche unmittelbar an der Hermann Lange Straße liegt. Oder war es noch ein anderer Hermann Lange?
Hermann Lange, der Jesuit und Professor (1878-1936)
Die Zeiten waren sehr bewegt, als dieser Hermann Lange in Papenburg geboren wurde. Die kleine stille Stadt Papenburg gehörte seit 1866 zu Preußen und erlebte das Ende der Segelschiffahrt. Durch den deutsch-französischen Krieg (1870/71) waren fast alle Papenburger Schiffe zur Stilllegung gezwungen. Im Geburtsjahr von Hermann Lange, 1878, gab es in Papenburg nur noch vier Holz Schiffswerften. Durch die aufkommende Industrialisierung begann eine neue Zeit in der Moornutzung, dabei verlor die Schifffahrt an Bedeutung. Papenburg stand in wirtschaftlicher Hinsicht an einer großen Wende.
Hinter dem weiten Moore regt sich ein bisschen Leben – Modisch sind die Papenburger Frauen ganz weit hinten
Das damals weit verbreitete Krünitz Lexikon wußte über die Bevölkerung zu berichten: “Aufklärung des gemeinen Mannes darf man in Papenburg noch nicht erwarten”. Und auch die Frauen kommen nicht gut weg: “Besonders zeichnen sich die hiesigen Frauenspersonen durch grobe, geistlose Gesichtszüge und plumpe Körperformen aus, und ihr Betragen und Anstand scheinet ganz damit übereinzukommen. Ihre Kleidertracht ist häßlich; eiförmig zugespitzte Hauben von Kattun, Röcke von grobem braunrote Boi, grobe schwarze Strümpfe, plumpe Schuhe mit kleinen Schnallen, entstellende Ohrringe von irgend einem edlen oder unedlen Metalle, nebst Kreuzen von derselben Masse vor der Brust, eine Schnur von dicken Bernstein=Corallen um den Hals; dies sind ungefähr die Stücke, welche einen Körper bedecken, dem der immerwährende Rauch, der ihre Wohnhäuser anfüllt, und Mangel an Reinlichkeit eine schmutziggelbe Zigeunerfarbe verliehen haben. Das männliche Geschlecht ist hier weit vorzüglicher. Ihre Gesichtszüge sind angenehmer und weniger dumm. Wahrscheinlich rührt dies daher, daß ein großer Theil von ihnen beständig Reisen mit Schiffen macht, und dadurch Gelegenheit erhält, sich mehr auszubilden. Ihr Körperbau ist männlich und kraftvoll. Die Papenburger haben viele Liebe zu ihrem Geburtsorte, und in der That scheint keine Gegend im Stande zu seyn, eine solche Vorliebe einzuflößen, als eine Vehn=Colonie. Die von Jahr zu Jahr sich erweiternde Kultur des Bodens, die beständige Vermehrung der Häuser= und Einwohner=Zahl, die immer zunehmenden Gewerbe halten die Aufmerksamkeit des Colonisten auf seinen Wohnort in beständiger Thätigkeit, und fast nach jeder etwas lange dauernden Abwesenheit zeigt sich ihm bey seiner Rückkunft irgend etwas Neues. Jede Pflanze, jeder Strauch, jeder Baum von ihm oder seinem Vorfahr gepflanzt, ist ihm wichtig. Nie hört man einen Vehn=Bewohner anders, als mit Enthusiasmus von seinem Wohnorte reden.”
Kulturkampf zwischen dem Deutschen Reich und der Katholischen Kirche präge das Leben
Hannover oder Berlin als Hauptstädte waren für die katholisch “verstockte” Bevölkerung in Papenburg weit weg. Der Konflikt zwischen der neuen starken Staatlichkeit des geeinten Deutschen Reichs und die Zurückdrängung der Kirchen von der weltlichen Macht bestimmen das Leben des Hermann Lange. Die allgemeine politische Lage im neuen Deutschen Reich unter Bismarck wurde durch den sogenannten „Kulturkampf” erschüttert. 1870 hatte der Papst das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes in Sachen des Glaubens und der Sittenlehre verkündet. Reichskanzler Bismarck reagierte darauf mit einer Kampfansage an die katholische Kirche. Zu den verschiedenen Zwangsmaßnahmen gegen die katholische Kirche gehörte damals das Verbot des Jesuitenordens in Deutschland.
Hermann Lange als Jesuit im Kampf für den Glauben
Hermann Lange wurde am 27. November 1878 als Sohn des Kapitäns Johann Lange und seiner Ehefrau Marie, geb. Eylert, in Papenburg geboren. Die Eltern setzten große Erwartungen in das Kind — wahrscheinlich hat es sie aber noch übertroffen. Zunächst besuchte Hermann Lange in Papenburg das Realprogymnasium und danach das Gymnasium in Meppen. Beide Schulen absolvierte er mit großem Erfolg. Er fühlte sich zum Ordenspriester berufen. Am 28. April 1897, im Alter von 19 Jahren, wurde er als Novize in das Kloster Blyenbeek in den Ni derlanden aufgenommen. Da der Jesuitenorden in Deutschland verboten worden war, hatten hier die deutschen Mitglieder der Gesellschaft Jesu in der Verbannung eine Aufnahme gefunden. Am 28. August 1910 erhält Hermann Lange die Priesterweihe. Seine Studienzeit verbrachte er am Ignatiuskolleg in Valkenburg (Holland) und an der Wiener Universität. An der deutschen Ordenshochschule der Jesuiten in Holland studiert er 14 Semester lang Philosophie und Theologie. Seine Studien in der Philosophie und in der Theologie waren gründlich und recht umfangreich. Die Ordensoberen hatten schon rechtzeitig seine großen Begabungen erkannt. Er wurde Professor für Dogmatik (wissenschaftliche Darstellung der christlichen Glaubenslehre). Zuerst dozierte er von 1912 bis 1914 in Valkenburg. Diese Tätigkeit wurde für die Jahre 1912-1914 durch ein Ergänzungsstudium an der Universität Wien unterbrochen. Danach, von 1916 bis 1936, bis zu seinem Tod, wirkte er ohne Unterbrechung wieder am Kolleg in Holland.
Hermann Lange – vertrieben aus Papenburg und in den Niederlanden erfolgreich
Sein Arbeitsgebiet umfasste die Erforschung der Gnadenlehre und das Lieblingsthema galt den Werken des heiligen Augustinus, an dessen Festtag er zum Priester geweiht worden war. Die Hauptarbeit seiner Forschungen und Vorlesungen “De gratia“ (Über die Gnade) erschien 1929 in Freiburg im Breisgau. Er hatte in vielfältiger Weise zur Erforschung theologischer Fragen beigetragen.
Heimatforscher geehrt und geachtet
Einen großen Teil seiner Arbeitskraft widmete er der Er forschung der Papenburger Heimatgeschichte. Er gehörte zu den Forschern mit den besten Kenntnissen, die er sich in vielen Archivstudien und Quellen Forschungen angeeignet hatte. Seine heimatkundlichen Beiträge erschienen von 1926 bis 1937 in der Beilage “Mein Emsland” der Ems-Zeitung.
Zeit seines Lebens hatte er seine Heimat gerne und oft besucht. In den Semesterferien half er im Emsland oft als Seelsorger aus. Er hielt bei solchen Gelegenheiten auch mehrfach Exerzitienkurse, Einkehrtage, wissenschaftliche und heimatkundliche Vorträge. Durch ihn wurde sowohl der kirchliche Alltag belebt. als auch Heimatgeschichte intensiv verbreitet.
Am 9. Januar 1936 starb Hermann Lange im Marienkrankenhaus in Aachen-Burtscheid im Alter von 58 Jahren. Der Sohn des Papenburger Kapitäns, der den Mut fand, trotz Verbots in Deutschland dem Jesuitenorden beizutreten, war ein geachteter Professor geworden. Dieser Prof. Hermann Lange wurde dann Namenspatron der Straße in Papenburg, die vom Hauptkanal abgeht und im Fahnenweg endet. Links und rechts stehe die stolzen Häuser des Papenburger Genossenschafts- und Gemeinsinns, die schon vielen Papenburgern, die sich sicher kaum Gedanken um mögliche Namenspatrone gemacht haben, als Heimat gedient haben. Durch seine wissenschaftlichen und heimatkundlichen Tätigkeiten hat der Prof. Lange sich selbst ein bleibendes Denkmal gesetzt, auch wenn selbstverständlich die Benennung der Straße nach einem anderen Hermann Lange würdig und vertretbar gewesen wäre.
V.i.S.d.P.:
Thomas Friese
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Der Immobilienexperte und Projektentwickler Thomas Friese, Berlin/ Oldenburg (Niedersachsen) ist einer Ausbildung im steuerlichen Bereich seit Mitte der siebziger Jahre im Bereich Immobilienentwicklung und Vermarktung tätig.
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